aFARM eine Installation von Wilm Weppelmann auf dem Aasee in Münster, zweites Kapitel im Sommer 2014:  was ich brauche!  1.9. bis 30.9.2014 Wilm Weppelmann – 30 days artist performance

30 Tage – was ich brauche!  –  Die Liste

„Grundbedürfnisse kann man nicht kaufen.“ Erhard Eppler 2000

30. Tag: 30.9.2014 ~ NAHRUNG
29. Tag: 29.9.2014 ~ LEBENSFREUDE
28. Tag: 28.9.2014 ~ RELIGION
27. Tag: 27.9.2014 ~ KULTUR
26. Tag: 26.9.2014 ~ KOMMUNIKATION
25. Tag: 25.9.2014 ~ LUFT
24. Tag: 24.9.2014 ~ HUMOR
23. Tag: 23.9.2014 ~ WÄRME
22. Tag: 22.9.2014 ~ RAUM
21. Tag: 21.9.2014 ~ SELBSTBESTIMMUNG
20. Tag: 20.9.2014 ~ WASSER
19. Tag: 19.9.2014 ~ SEXUALITÄT
18. Tag: 18.9.2014 ~ FRIEDE
17. Tag: 17.9.2014 ~ MEINUNGSFREIHEIT
16. Tag: 16.9.2014 ~ MENSCHENRECHTE
15.Tag: 15.9.2014 ~ GELD
14. Tag: 14.9.2014 ~ GESUNDHEIT
13. Tag: 13.9.2014 ~ HEIMAT
12. Tag: 12.9.2014 ~ RESPEKT
11. Tag: 11.9.2014 ~ MOBILITÄT
10. Tag: 10.9.2014 ~ SCHLAF
9. Tag: 9.9.2014 ~ FAMILIE
8. Tag: 8.9.2014~ STROM
7. Tag: 7.9.2014 ~ SPRACHE
6. Tag: 6.9.2014 ~ BILDUNG
5. Tag: 5.9.2014 ~ KLEIDUNG
4. Tag: 4.9.2014 ~ BEWEGUNG
3. Tag: 3.9.2014 ~ LICHT
2. Tag: 2.9.2014 ~ RUHE
1. Tag: 1.9.2014 ~ OBDACH

“Naturalia desideria finita sunt: ex falsa opinione nascentia, ubi desinant, non habent.” „Die natürlichen Bedürfnisse haben ihre Grenzen, die aus einem Wahn entstandenen finden kein Ende.“  Lucius Annaeus Seneca, Quelle:  epistulae morales 16.9

„Vieles wünscht sich der Mensch, und doch bedarf er nur wenig.“ Johann Wolfgang von Goethe,  Quelle: »Hermann und Dorothea«, 1796-1797

„Alles, was dem Bedürfnis ähnlich ist, hat die Eigentümlichkeit, dass man es viel weniger genießt, wenn man es hat, als es schmerzt, wenn man es entbehrt.“  Wilhelm von Humboldt (1767-1835), Brief an eine Freundin, 16. Juli 1825

„Wer wenig bedarf, der kommt nicht in die Lage, auf vieles verzichten zu müssen.“ – Plutarch  Quelle: Moralia VI, Von der Bezähmung des Zornes

„Es wäre von einigem Vorteil, ein bedürfnisloses Grenzleben zu führen, wenn auch inmitten äußerlicher Zivilisation, bloß um zu erfahren, welches die gröberen Lebensbedürfnisse sind und auf welche Weise man zu ihnen gekommen ist.“  Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern – Kapitel 3

„Am Ende existiert der Mensch nur durch seine Bedürfnisse.“ Christian Friedrich Hebbel Quelle: Tagebücher

Grundbedürfnisse – basic needs

Ja, im Grunde sind wir Menschen mehr als bedürftig und kaum in der Lage ohne Kulturwerkzeuge einen Tag zu überleben. Wir bewegen uns in einer weit gespannten Abhängigkeit von äußeren Umständen.

Das Thema Grundbedürfnisse entzieht sich aber einer generellen Behandlung, weil damit über die konkreten Bedürfnisse der Menschen vor Ort unter Berücksichtigung ihres jeweiligen Standes von Kultur, Wirtschaft und Umwelt hinweggesehen würde. Eine allgemeingültige Definition von Grundbedürfnissen, oder ein allgemeines Verständnis, welche Bedürfnisse hierzu zählen, besteht also nicht, man könnte sie auf eine Beschreibung des Existenzminimums reduzieren. „Wasser, Luft, Nahrung, Obdach – das sind doch die Basic Needs!“, während  die anderen von Respekt, Identität und Gemeinschaft sprechen und auch die Kultur ins Feld führen. Und jeder Mensch hat seine individuelle Liste …

Im Thema Grundbedürfnisse ist überall ein Spannungsfeld zwischen Fressen und Moral zu spüren, zwischen Notwendigkeiten und Freuden des Handelns. Die menschliche Konkurrenz wirkt überall nach und hier stellt sich die Frage, wessen Wirklichkeit und Anspruch zählt.  Die Diskussion der Gerechtigkeit, das heißt  die Suche nach dem gerechten Ausgleich der konkurrierenden Ansprüche, folgt einer langen Linie der philosphischen und sozialen Kontroversen. Die Frage nach dem moralischen Guten ist auch die Suche nach Gerechtigkeit, viel oder nichts haben, die Suche nach einem ausgewogenen Lebensstil, nach Solidarität für den Nächsten und einer fairen Weltwirtschaftsordnung.

Das künstlerische Projekt versucht eine Diskussion über die Fragen: Was ist wichtig für unser Leben? Was ist notwendig?  Was ist Hunger, was ist Habgier? anzustossen. Zugleich verbindet das Projekt dies mit einem Ausblick auf nachahmenswerte Beispiele und Initiativen, die zeigen wie durch entwicklungspolitische Projekten Menschen ein faire Chance zum Überleben, zu einer positiven Lebensgestaltung und Existenzsicherung gegeben wird.

Literaturhinweise:
Rost, Wolfgang: Emotionen. Elixiere des Lebens. Heidelberg 2001.
Schultz, Hans Jürgen (Hrsg.) : Was der Mensch braucht. Über die Kunst zu leben. Stuttgart 1977.
Eppler, Erhard. EXPO2000: Was braucht der Mensch?: Vision: Politik im Dienst der Grundbedürfnisse. Hannover 2000.